- Geschrieben von: Wolfgang A. Niemann
- Kategorie: Sachbücher
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ABIDEMI BABALOLA u.a.: „AFRIKA. DIE VISUELLE GESCHICHTE EINES KONTINENTS“
Unbestritten und wissenschaftlich nachgewiesen ist Afrika die Wiege der Menschheit, denn hier entwickelte sich einst aus mehreren Vorgängervarianten der Homo sapiens. Im allgemeinen Bewusstsein wie auch im weltpolitischen Wirken aber führt der große Kontinent eher ein weniger beachtetes Dasein.
Wie sehr zu Unrecht, das demonstriert in spektakulärer Weise der opulente Textbildband „Afrika. Die visuelle Geschichte eines Kontinents“. Abidemi Babalola und zehn weitere hochkarätige afrikanische Wissenschaftler stellen den Erdteil in sechs umfassenden Kapiteln mit einer einzigartigen Vielfalt vor.
In der Vorgeschichte geht es rund 200.000 Jahre zurück und dann wieder vor bis zum Erscheinen des Menschen in der Erdgeschichte. Und man darf staunen über die frühen Hochkulturen etwa ab 3.000 vor Christus und das waren wahrlich nicht nur die Ägypter. Die Pharaonen hatten durchaus mächtige Konkurrenten wie die Königreiche Kenna und Kulsch mit der meroitischen Hochkultur – übrigens einschließlich Pyramiden.
Zur breiten Palette der afrikanischen Reiche gehört in der Antike auch das ebenso reiche wie mächtige Karthago, dem später bis 1900 n.Chr. auf dem gesamten Kontinent weitere hoch entwickelte Kulturen folgten. Da lernt man unter anderem im Mittelalter und danach das berühmte goldreiche Mali-Reich mit dem großen Herrscher Mansa Mura kennen.
Immer wieder kommen neben den großartigen kulturellen und architektonischen Leistungen auch die entsprechenden Bilder hinzu und das beschränkt sich nicht auf Fotos und Karten, Spannend sind da auch Modelldarstellungen z.B. prachtvoller Moscheen.
Ausführlich dargestellt wird dann die Begegnung mit den Europäern ab 1440 mit ihren fatalen Folgen. Wobei der Sklavenhandel eine besonders düstere Rolle einnimmt. Es wird aber auch klargestellt, dass es nicht nur den – von afrikanischen Potentaten vielfach unterstützten und ausgenutzten – europäisch-transatlantischen Menschenhandel gab. Auch arabische Sklavenhändler sorgten für millionenfaches Elend in den afrikanischen Völkern mit ihren barbarischen Geschäften gen Osten.
Die dunkelste Stunde des sich bis 1914 hinziehenden Kolonialismus wird ebenfalls beschrieben: jene ruchlose Konferenz in Berlin 1884/85, in der 13 europäische Mächte und die USA unter Vermittlung des deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck Afrika unter sich aufteilten und dabei auch vielfach willkürliche Grenzziehungen durch ethnische Völkergruppen vornahmen.
Im Kapitel über das Zeitalter der Unabhängigkeit vom Ersten Weltkrieg bis in die 1960er Jahre hinein wird das schwierige Ringen um Freiheit beleuchtet. Und hier werden auch die größten Namen afrikanischer Freiheitshelden wie Yomo Kenyatta, Kwame Nkruma und Nelson Mandela aufgeführt.
Das Schlusskapitel gehört Gegenwart und Zukunft des ungeheuer jungen Kontinents mit seinen 34 Ländern und einer Bevölkerung, in der rund 70 Prozent aller Menschen unter 30 Jahre alt sind. Neben der politischen Rückeroberung der Freiheit folgte ja auch die kulturelle mit manchen glanzvollen Metropolen und dem Erblühen eigener Musik, Literatur, Mode und vielem mehr.
Fazit: ein faszinierender Textbildband zu einem immer wieder überraschenden Kontinent und in seiner Art wohl das Beste, was es aktuell zu dem Thema gibt.
# Abidemi Babalola u.a.: Afrika. Die visuelle Geschichte eines Kontinents (aus dem Englischen von Ute Mareik); 320 Seiten, über 650 Abb., Großformat; Dorling Kindersley Verlag, München; € 39,95
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)
