- Geschrieben von: Wolfgang A. Niemann
- Kategorie: Sachbücher
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DAVID ATTENBOROUGH/COLIN BUTFILED: „OZEANE“
Der Biologe Sir David Attenborough ist der wohl berühmteste und meistausgezeichnete Naturforscher unserer Zeit. Und er ist auch mit jetzt 99 Jahren noch eine höchst aktive Autorität in seinem Metier.
Im Mai dieses Jahres kam sein Film „Ocean“ weltweit in die Kinos. Bei dessen Produktion er dann auf die Idee zu einem korrespondierenden Buch kam. Das der jahrzehntelang erfolgreiche BBC-Journalist (u.a. Trilogie „Life on Earth“) dann mit dem Regisseur des Films Colin Butfield unter dem Titel „Ozeane. Die letzte Wildnis unserer Erde“ verfasste.
Dieses Buch ist nicht einfach ein Filmbegleitbuch, denn Attenborough betont dazu, dass es andere Geschichten erzähle und sich einem anderen Thema widme. Das Ziel sei allerdings dasselbe: „Ein Publikum zu inspirieren, damit es unseren Ozean versteht, liebt und schlussendlich wertschätzt.“
Von Kindheit an habe es ihn umgetrieben, was wohl unter der Meeresoberfläche lebe. Und er macht deutlich, welche Fortschritte das wissenschaftliche Wissen über die Ozeane und das Leben in ihnen dank neuer Entwicklungen wie der Sonartechnik, Tauchrobotern und Tieftauchbooten gemacht hat.
Aus seinem reichen Forscherleben erzählt Attenborough auf seine typische sehr persönliche und lebendige Art unter anderem on vielen verblüffenden Lebewesen und Lebensformen, die kaum bekannt sind. Wie von der Staatsqualle mit ihren fast 200 Metern Länge, wobei dieser Räuber allerdings aus einer Vielzahl zusammenhängender Zooiden bestehe und quasi ein überdimensionaler Krillfänger ist.
Immer wieder streuen die Autoren kurze Erzählungen ein, ohne jedoch die fundierte Wissenschaftlichkeit zu verlassen. Doch es sind auch solche Schilderungen wie die vom Kampf einer Pottwalmutter mit einem riesigen Kolosskalmar, den sie schließlich in Gänze verschlingt, die diese wissenspralle Kompendium zu einer solch unterhaltsamen Lektüre machen.
Zu den ganz großen Themen zählen die über verschiedene Ökosysteme wie die Korallenriffe, die Tiefsee und die polaren Ozeane. Allesamt sind die Teil des wichtigsten Lebenserhaltungssystems unseres Planeten. Hier nun werden wenig bekannte Weltwunder wie die Sundarbans vorgestellt, eine Inselwelt im riesigen Delta von Ganges, Brahmaputra und Meghna.
Dabei wird die ungeheure Bedeutung der Mangrovenwälder – ähnlich den unterseeischen Kelpwäldern – hervorgehoben. Und es schält sich ein Grundmuster in all den Ausführungen heraus. Die beiden Autoren, die auch beim „Oceans“-Film eng zusammenarbeiteten: sie machen kein hehl aus den schweren Umweltsünden, die unter anderem fast die Ausrottung der Wal-Bestände zur Folge gehabt hätten – und sind dennoch hoffnungsvoll.
Insbesondere Attenborough setzt angesichts seiner jahrzehntelangen Erfahrungen auf das Prinzip Hoffnung. Er verweist auf Erfolge durch Schutzbestimmungen, die für eine Erholung von Korallenriffen und Fischbeständen sorgten. So gilt dieses großartige Buch samt seiner faszinierenden Bilder in herausragender Weise als Appell an Verstand und Weitsicht der Menschen.
„Ozeane. Die letzte Wildnis unserer Erde“ vermittelt spannend, bildgewaltig und zugleich entschieden ehrlich eine Botschaft für das Leben und Überleben unseres Planeten. Und Sir David Attenborough sei hier noch einmal freundlich mahnend zitiert: „Die Hochsee gehört zu den globalen öffentlichen Gütern.“
# David Attenborough/Colin Butfield: Ozeane. Die letzte Wildnis unserer Erde (aus dem Englischen von Jörn Pinner); 383 Seiten, div. Abb.; dtv Verlag, München; € 28
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)
