- Geschrieben von: Wolfgang A. Niemann
- Kategorie: Sonstiges
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DUNCAN FORBES u.a.: „FRAGILE BEAUTY - ZERBRECHLICHE SCHÖNHEIT“
Sie galt als bahnbrechend, die spektakuläre Fotoausstellung „Fragile Beauty – Zerbrechliche Schönheit“, die vom letzten Mai bis Januar 2025 im Londoner Vixtoria and Albert Museum das Publikum begeisterte.
Aus der bereits legendären Sammlung von rund 7.000 Fotografien großenteils namhafter Fotokünstler von Sir Elton John und David Furnish wurden dort 300 ausgestellt. Wie außergewöhnlich dieses Bilderschau war, lässt der dazu erschienene opulente Bildband unter demselben Titel erahnen, den Duncan Forbes, Newell Harbin und Lydia Caston herausgegeben haben.
Dieses Kuratorenteam führt auch ein in die Ausstellung, die von den 50er Jahren bis in die Gegenwart reicht und die Werke einer Vielzahl echter Stars des Genres zeigt. Eingangs gibt es dazu interessante Einblicke durch ein ausführliches Interview mit Elton John und Ehemann David Furnish.
Der Superstar der Rock- und Popmusik hatte seine Sammelleidenschaft 1991 entdeckt, nachdem er von seiner schweren Alkohol- und Drogensucht geheilt war. Nicht viel später war es dann auch die gemeinsame Faszination für die Fotokunst, die das Paar zusammenführte. Und es passt zur Liebe zur Schaustellung, dass eingangs David LaChapelles neckisches Foto von dem Musiker mit Spiegeleiern statt Brille von 1999 gezeigt wird.
Die Galerie moderner und zeitgenössischer Fotografien ist ebenso umfangreich und vielfältig wie diese Galerie großer Namen aus Mode-, Film-, Reportage- und sonstiger Fotografie wie Richard Avedon, Robert Mapplethorpe, Helmut Newton oder Andy Warhol.
Manche der Bilder sind längst ikonisch geworden, andere verstörend wie jenes vom „Falling Man“. Es zeigt einen der Menschen, die am 11. September 2001 aus dem brennenden World Trade Center sprangen: erst allmählich erkennt man die Szene, dann aber ist man zutiefst betroffen.
Kapitel 1 widmet sich mit eleganten und extravaganten Aufnahmen der Mode, während die Bilder unter dem Ausstellungstitel eine sehr eigenwillige Auswahl offerieren. Und hier ist festzustellen, dass in diesem Fotoband manches auch ganz objektiv nicht im klassischen Sinne schön ist.
Durchaus erwartbar bei diesen beiden Sammlern widmet sich das Kapitel „Begehren“ den lange in die Verborgenheit verbannten Meisterwerken, die homosexulles Leben zeigen. Es sind teils Bilder von herausfordernder Offenheit. Das aber gilt auch für etliche aus dem Abschnitt der Reportage-Fotografien, wenn dort unter anderem die ikonische Aufnahme von der Olympiade in Mexiko (1968) gezeigt wird, auf der die schwarzen Olympiasieger auf dem Siegerpodest die Faust zum Black-Panther-Gruß in die Höhe recken.
Schließlich werden auch Inszenierungen thematisiert, wo auch Albert Einstein mit der ausgestreckten Zunge nicht fehlt. Und als Gegensatz folgen Fotografien auf dem Weg zur Abstraktion, die kaum noch als fotografische Werke zu erkennen sind.
Fazit: ein facettenreiches und oft tiefgründiges Kompendium, nur Schönheit im eigentlichen Sinne sollte man nicht im Übermaß erwarten.
# Duncan Forbes u.a.: Fragile Beauty – zerbrechliche Schönheit. Fotografien aus der Sir Elton John and David Furnish Collection (aus dem Englischen von Alexander Bick); 256 Seiten, div. Abb., Großformat; Knesebeck Verlag, München; € 68
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)