- Geschrieben von: Wolfgang A. Niemann
- Kategorie: Sonstiges
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GUNHILD BAUER/KLAUS ALBRECHT SCHRÖDER: „ROY LICHTENSTEIN“
Der amerikanische Maler und Grafiker Roy Lichtenstein (1923-1997) gehörte zu den einflussreichsten Pionieren der Kunst im 20. Jahrhundert.
Nach frühen erfolglosen Jahren als Künstler wandte er sich dem dem Kubismus und dem abstrakten Expressionismus zu. Bis er Anfang der 60er Jahren seinen Durchbruch mit einer neuen Kunstrichtung hatte, der Pop Art, deren großer Meister er werden sollte.
Seinem Gesamtwerk widmete die Albertina Wien anlässlich seines 100. Geburtstags eine Retrospektive mit über 90 Exponaten von den Gemälden über die Grafiken bis hin zu Skulpturen. Möglich wurde dies durch Leihgaben von 30 internationalen Museen.
Dazu liegt nun auch der opulente Begleitkatalog vor, den die Kuratorin Gunhild Bauer und der Generaldirektor der Albertina Klaus Albrecht Schröder unter dem schlichten Titel „Roy Lichtenstein“ herausgegeben haben. Sechs Essays renommierter Kunsthistoriker schildern zur Fülle der Abbildungen die künstlerische Entwicklung des New Yorker Künstlers.
Als sein Stern 1961 mit dem Bild „Look Mickey“ aufging, schuf er eine Vielzahl von Ikonen der Pop Art. Stereotypisierte Blondinen, klischeehaft abstrahierte Kriegshelden und Comics mit Sprechblasen wurden weltberühmt und fanden zahlreiche Nachahmer.
Vielfach wie frisch von Werbeplakaten kommend, liebte er die ironisierte Darstellung mit konstruierter Weiblichkeit und Männlichkeit. Er karikierte gewissermaßen den Konsumwahn jener Zeit, zeigte aber auch erste Anzeichen solcher Protestströmungen wie zum Vietnamkrieg, zur Atomaufrüstung und immer wieder der Frauenbewegung.
Ein Schwerpunkt jedoch ist auch sein skulpturales Werk, das zu Unrecht weniger bekannt ist. Wenn da zum Beispiel „Head with black Shadow“ gezeigt wird, gleicht dieser stark stilisierte Frauenkopf den berühmten Pop Art-Werken – aber eben als Skulptur.
Allerdings behauptete Lichtenstein später, dass diese Kunst nichts mit ihm zu tun habe. Wogegen er sich im Spätwerk wieder Picasso und Monet bis hin zu Emaille- und Rowlux-Gemälden annäherte. - Das hervorragend gestaltete Begleitbuch eröffnet einen ebenso umfassenden wie frischen Blick auf das Werk eines zeitlos spektakulären Künstlers.
# Gunhild Bauer/Klaus Albrecht Schröder (Hrsg): Roy Lichtenstein (aus dem Englischen von Saskia Bontjes van Beek und Jack Cowart); 264 Seiten, div. Abb., Großformat; Prestel Verlag, München; € 45
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)
